Sonntag, 21. September 2014

Die Reblaus

Dieses zwei Millimeter große Insekt vergreift sich an Blätter und Wurzeln des Weinstocks. Rebläuse haben mit den Früchten des Weinstocks nichts zu schaffen, sie saugrüsseln vielmehr an Blättern oder, und dann sind sie besonders gefährlich, an den Wurzeln der Pflanzen. Dabei kommt es darauf an, ob sie als Blattgallenläuse oder Wurzelläuse aus dem Ei schlüpfen. Die Vermehrung von Viteus vitivolii ist nämlich eine komplizierte Sache, aus dem Winterei schlüpft zunächst eine so genannte Stammmutter, Fundatrix genannt. Ohne sich zu paaren erzeugt die Fundatrix Nachkommen mittels so genannter Parthenogenese - Jungfernzeugung. Die rund 1,5 Millimeter großen Gallenläuse leben oberirdisch und bringen ebenfalls durch Parthenogenese Nachwuchsschmarotzer zur Welt - in unserem Klima bis zu vier Generationen. Die späteren Generationen drängen zunehmend auch zu den Wurzeln, diese Tiere sind mit 1,35 Millimeter etwas kleiner, und werden Wurzelläuse genannt.

Die Wurzelläuse sind es auch, die im Herbst eine ausnehmend hübsche, geflügelte Generation zur Welt bringen. Diese wiederum erzeugen dann Männchen und Weibchen, die befruchteten Wintereier überwintern beispielsweise in einer Rindenritze. Dass, je nach Witterung, bisweilen nicht alle möglichen Zyklen durchlaufen werden, stört die Reblaus-Populationen nicht nachhaltig.

Eingeschleppt wurde die Reblaus Mitte des 19. Jahrhunderts aus Amerika nach Frankreich und England und breitete sich innerhalb weniger Jahrzehnte auf den ganzen Kontinent aus. Tödlich für die europäischen Weinstöcke sind dabei nicht die Gallenläuse, sondern die Wurzelläuse. Die saugenden Insekten verursachen knotige Wunden an den Wurzeln, letztendlich gehen die Pflanzen mangels Nährstoffen ein.

Chemische Bekämpfungsmaßnahmen sind nicht wirklich erfolgreich. Die Rettung der europäischen Weinseligkeit kam ebenso wie der Schädling selbst aus Amerika. In Übersee sind die Wildreben nämlich gegen die Reblaus resistent, Laus und Rebe haben sich im Laufe der Evolution aufeinander eingestellt. So kamen die Winzer auf die Idee, auf amerikanische, resistente Wurzelstöcke die europäischen Edel-Reben zu "pfropfen". Diese Methode wird bis heute mit Erfolg angewendet. Die Reblaus wurde damit zwar nicht ausgerottet, kann aber in Weingärten kaum größere Schäden anrichten.

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