Wusstest du schon, dass sich Pflanzen wehren, um große und kleine Feinde
loszuwerden. Da Pflanzen nicht fliehen können, hat die Natur ihnen
ausgeklügelte Abwehrmechanismen zur Verfügung gestellt. Um den Schaden durch
hungrige Angreifer zu minimieren, produzieren einige Pflanzen Gift, das ihre
Fressfeinde außer Gefecht setzt. Andere lassen Botenstoffe durch ihre Gefäße
fließen, um Abwehrkräfte zu stimulieren. Wieder Andere geben Duftmoleküle ab,
um damit rettende Raubinsekten anzulocken oder warnen sogar andere Pflanzen vor
dem Feind.
Um die Gefahr zu erkennen haben Pflanzen, in Ermangelung von Sinnesorganen andere
Formen der Wahrnehmung entwickelt. So besitzen Pflanzen in ihren Membranen
Resistenz-Proteine, die Stoffe aus dem Speichel von Raupen oder
Oberflächenstrukturen von Viren und Bakterien exakt erkennen können. Diese
Eiweiße lösen eine Kette von Reaktionen aus, die dann zur Zellwandverstärkung,
zum Bau von giftigen Substanzen oder auch zum Absterben der befallenen
Pflanzenteile führen.
Für fast jeden Feind gibt es die richtige Waffe. Stacheln, Dornen, Brennhaare
oder eine robuste Außenhaut sind vor allem gegen Säugetiere gerichtet. Eine
Strategie gegen Viren und Bakterien und Pilze ist dagegen der programmierte
Zelltod. Die Pflanze antwortet auf den Befall mit einem Absterben ihrer Zellen
um die Infektionsstelle herum.
Pflanzen haben kein Immunsystem, das Eindringlinge mit Antikörpern bekämpft.
Sie gehen einen anderen Weg zur Bekämpfung von Viren. Sie können Erbinformation
des eingedrungenen Virus erkennen und abbauen. Das Virus kann sich nicht mehr
vermehren.
Der wichtigste Signalstoff fürs pflanzliche Abwehrsystem ist Jasmonsäure mit
Ethylen und Salicylsäure. Die flüchtigen Verbindungen können andere Pflanzen
warnen und deren Verteidigungsbereitschaft aktivieren. Eine Tabakpflanze etwa,
die vom Tabakmosaikvirus befallen ist, stößt Methylsalicylat aus; in den nicht
befallenen Nachbarpflanzen lassen sich kurz darauf Abwehr-Proteine nachweisen.
Einige Pflanzen holen sich jedoch auch einfach tierische Hilfe. Wenn
Kartoffelpflanzen von den Larven des Kartoffelkäfers attackiert werden,
verströmen sie Duftstoffe, die Raubwanzen anlocken. Die eilen sofort herbei und
bohren ihre Saugrüssel in die Larven. Tropische Pionierbäume der Gattung
Macaranga leben gemeinsam mit wehrhaften Ameisen, die Pilze und nahe rückende
Schlingpflanzen unter Kontrolle halten. Doch diese Sicherheit ist nicht
umsonst: Der Baum bezahlt die Ameisen mit eiweiß- und fettreichen
Fresskörperchen.
Natürlich ist die Verteidigung für den Stoffwechsel der Pflanzen eine starke
Belastung. Daher wird der Energieaufwand immer gegen den Nutzen abgewägt.
Viele sekundäre Inhaltsstoffe sind für den eigentlichen Stoffwechsel einer
Pflanze nicht notwendig, kosten aber viel Energie. Sie werden daher oft nur
dann produziert, wenn der Feind nahe ist, es sei denn, sie erfüllen neben der
Abwehr noch eine andere Funktion, etwa als Schutz vor UV-Licht oder als
Frostschutzmittel in der Pflanzenzelle.
Der wilde Tabak Nicotiana attenuata bildet den Botenstoff Jasmonsäure nur dann,
wenn er Signalstoffe aus dem Speichel kauernder Larven wahrnimmt. Der treibt
dann innerhalb weniger Tage die Konzentration des Nervengifts Nikotin in den
Blättern in die Höhe. Der Larve vom Tabakschwärmer Manduca sexta hingegen macht
das Gift gar nichts aus. Die Tabakpflanze erkennt die Larvenart an ihren
spezifischen Speichelstoffen und schaltet auf andere Verteidigungsarten um.
Mittels Gentechnik wollen Pflanzenzüchter die Tricks in verschiedenen
Kulturpflanzen zur Wirkung bringen. Allerdings steht ihnen dabei oft die
Anpassungsfähigkeit der Schädlinge im Weg. Denn die finden häufig eine
Möglichkeit, diese Abwehr zu umgehen.